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Ermittler jagen Taschendieb-Bande

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RoterTeufel

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Ermittler jagen Taschendieb-Bande

Stuttgart - Peter Kollmannthaler und seine Truppe haben alle Hände voll zu tun. Die Taschendieb-Spezialisten der Polizeieinheit Gewerbe/Umwelt/Zentrale Ermittlungen haben in der Stadt mit Überwachungsmaßnahmen begonnen, werten unzählige Filme von Videokameras in Geschäften aus. Die Brennpunkte sind erkannt, doch täglich landen neue Anzeigen von Opfern bei der Polizei. Doch von den gut organisierten Langfingern gibt es bisher keine heiße Spur.

Die Situation ist alarmierend: 20 bis 30 Fälle in gut einer Woche – die Ermittler vermuten osteuropäische Gruppierungen in der Stadt. Und weil die Opfer meist Frauen sind, denen in Bekleidungsgeschäften in die Handtasche gegriffen wird, „deutet das darauf hin, dass die Täter weiblich sind“, so Kollmannthaler.

Das zeigt auch die bisher einzige Festnahme in der Region in diesem Jahr: In der vergangenen Woche ging eine 18-jährige Bulgarin in einem Supermarkt in Ludwigsburg ins Netz. Zusammen mit einer unbekannten Komplizin hatte sie eine 63-jährige Kundin angerempelt und die Geldbörse mit mehreren Hundert Euro und Mitgliedskarten verschwinden lassen. Das Opfer reagierte ungewöhnlich schnell: Die 63-Jährige verfolgte die beiden Diebinnen und konnte die 18-Jährige festhalten. Die andere entkam aber.

Südosteuropäische Tatverdächtige an festen Wohnsitz in Deutschland gemeldet

Allerdings blieb es nur bei einer Anzeige, und die Tatverdächtige kam wieder auf freien Fuß. Denn viel konnte die Polizei der jungen Frau nicht nachweisen: „Sie hatte die Beute nicht bei sich, sie war noch nicht strafrechtlich vorbelastet, außerdem konnte sie einen festen Wohnsitz in Deutschland nachweisen“, sagt der Ludwigsburger Polizeisprecher Peter Widenhorn. Allenfalls beim Nachweis eines gewerbsmäßigen Diebstahls hätten die Strafverfolger an Untersuchungshaft denken können.

Für die Opfer ist so etwas natürlich überaus ärgerlich. Zumal die 18-Jährige durchaus kein Unschuldslamm zu sein scheint. Nachträglich konnte die Stuttgarter Polizei nämlich feststellen, dass sie auch in der Landeshauptstadt zugegriffen hatte. „Ihr können verschiedene Fälle in Stuttgart zugeordnet werden, bei denen auch Geld mit erbeuteten EC-Karten abgehoben wurde“, sagt der Stuttgarter Fahnder Kollmannthaler.

Die Polizei beobachtet den zunehmenden Trend, dass südosteuropäische Tatverdächtige an einem festen Wohnsitz in Deutschland gemeldet sind. Dabei ist das Ruhrgebiet eine auffallende Adresse, aber auch Mannheim wurde schon angegeben. Die 18-Jährige etwa soll in Duisburg leben. „Wir haben das über die örtliche Polizei abklären lassen“, sagt der Ludwigsburger Polizeisprecher Widenhorn, „und es scheint zu stimmen.“ Freilich seien Manipulationen nie auszuschließen.

Vor allem nicht in Duisburg – wo der Verdacht von Scheinwohnsitzen besonders groß ist. Dazu gehört ein Hochhaus im Stadtteil Rheinhausen: „Dort leben angeblich 256 Personen“, sagt ein Duisburger Polizeisprecher, „in gerade mal 23 Wohnungen.“ Dabei handelt es sich vorwiegend um Einwanderer aus Bulgarien und Rumänien, Angehörige einer ethnischer Minderheit, in ärmlichsten Verhältnissen. Und es kommt immer wieder zu Problemen und Polizeieinsätzen. Wer dort wirklich lebt, weiß niemand. „Inzwischen sind dort 60 angebliche Bewohner von Amts wegen abgemeldet“, heißt es bei der Duisburger Polizei.

Routinierte und eingespielte Vorgehensweise

Ein fester Wohnsitz ist auch deshalb wichtig, weil erwischte Ersttäter damit kaum hinter Gitter kommen. Die Fluchtgefahr als Haftgrund entfällt. So sah es vor wenigen Tagen auch bei zwei Taschendiebinnen aus, die in Kassel in Nordhessen erwischt worden waren. Zwei 19 und 47 Jahre alte Frauen, bulgarische Staatsangehörige. „Deren Vorgehensweise war sehr routiniert und eingespielt“, sagt Wolfgang Jungnitsch vom Polizeipräsidium Nordhessen. Aber: Sie waren polizeilich ein unbeschriebenes Blatt und in Dortmund wohnhaft gemeldet. „Wir haben das überprüft“, sagt Jungnitsch, „ein dreigeschossiges Wohnhaus, keine Auffälligkeiten.“ Die Frauen kamen nach der Anzeigenaufnahme wieder auf freien Fuß.

Schlechte Vorzeichen für die aufwendige Jagd nach den Taschendieb-Banden. Bisher haben sich die Täter noch unbeeindruckt gezeigt. Erst am Dienstag wurden wieder drei Opfer in der Stuttgarter Innenstadt bestohlen. Ein 74-Jähriger wurde in der Klett-Passage angerempelt, sein Geldbeutel verschwand aus der Jackentasche. Eine 70-Jährige wurde auf einer Rolltreppe am Rotebühlplatz von drei Männern bedrängt – auch ihre Geldbörse fehlte anschließend in der Jackentasche. Ein weiteres Opfer wurde eine 16-Jährige in einem Kaufhaus an der Königstraße. Eine asiatisch aussehende Frau mit langen schwarzen Haaren und einem blauen Schal rempelte die Jugendliche an und ließ das Mobiltelefon mitgehen. Die Täterin verschwand unerkannt.

Freilich: Nicht immer kommen die Langfinger ungeschoren davon. Und manchmal machen die Ermittler auch die Hintermänner der organisierten Diebestouren dingfest. Seit dieser Woche läuft am Stuttgarter Landgericht ein Verfahren gegen zwei 23 und 28 Jahre alte bulgarische Beschuldigte wegen schweren Bandendiebstahls. Dem Duo wird vorgeworfen, mit Komplizen in unterschiedlicher Besetzung in 85 Fällen in Einkaufszentren in Baden-Württemberg gefahren zu sein, um dort ältere Kundinnen zu bestehlen. Der Prozess bei der 7. Strafkammer ist bis März terminiert.
 
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