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FDP wählt sich Brüderle zum Spitzenkandidaten

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RoterTeufel

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Parteitag in Berlin
FDP wählt sich Brüderle zum Spitzenkandidaten


Kann er im Tandem mit Parteichef Rösler die Partei retten?

Die Truppe steht!

Die FDP hat Bundestagsfraktionschef Rainer Brüderle auf ihrem Parteitag in Berlin offiziell zum Spitzenkandidaten für den Bundestagswahlkampf gekürt.

Die Delegierten votierten per Akklamation dafür, dass Brüderle die Liberalen im Wahlkampf anführen soll.

„Wir werden gemeinsam in einem Team kämpfen”, sagte Parteichef Philipp Rösler nach Brüderles Rede, die von den Delegierten mit minutenlangem Applaus bedacht wurde.

Über die Wahl sagte Brüderle: „Nennt das Spitzenmann oder Spitzenkandidat. Der Titel ist mir egal. Hauptsache, das Ergebnis ist Spitze.”

Auch Rösler steht wieder

Vor wenigen Wochen war Philipp Rösler noch totgesagt worden, ein Sturz des FDP-Vorsitzenden schien nur noch eine Frage der Zeit. Doch am Samstagabend stand der 40-Jährige fast wie bei seiner Wahl vor zwei Jahren in Rostock als Strahlemann auf der Bühne.

Mit einem Ergebnis von 85,7 Prozent wählte ihn der Parteitag in Berlin für eine weitere Amtszeit. Zwar waren es im Mai 2011 noch 95,1 Prozent gewesen. Doch gemessen an der Situation noch vor wenigen Wochen gilt dies als stattliches Resultat.

Die Partei ist sich bewusst, dass sie ihre Führungsspitze mit einer möglichst breiten Rückendeckung in den Bundestags-Wahlkampf schicken muss. Seine mit viel Lob bedachte Rede auf diesem Parteitag dürfte Rösler zusätzliche Stimmen eingebracht haben.

Im Wahlkampf wird allerdings Fraktionschef Rainer Brüderle der Spitzenmann sein. Dies sieht der Deal von Ende Januar vor, der Rösler letztlich das Überleben sicherte.

Das Tandem-Modell soll nun Garant für ein erfolgreiches Abschneiden am 22. September sein.

Dazu wichtige Fragen und Antworten:

► Wie kam es zu dem Tandem?

Es war ein geschickter Coup, als Rösler am Tag nach der Wahl in Niedersachsen mit dem Erfolg im Rücken seinem Kontrahenten Brüderle nicht nur eine Spitzenrolle im Wahlkampf, sondern auch den Vorsitz anbot. Der überrumpelte Fraktionschef zögerte, fürchtete die Mehrfachbelastung und lehnte ab. Als Ergebnis kam schließlich die Tandem-Lösung heraus.

► Wie ist das Verhältnis zwischen Rösler und Brüderle?

Die beiden galten bislang eher als Rivalen. So hat Brüderle in den vergangenen zwei Jahren nicht selten eigenhändig die Marschrichtung der Partei vorgegeben. Rösler wiederum führte Brüderle mit seinem vergifteten Angebot zur Übernahme des Parteivorsitzes Ende Januar öffentlich vor.

Im Mai 2011 hatte Rösler den 27 Jahre älteren Pfälzer aus dem Amt des Wirtschaftsministers vertrieben, um als neuer FDP-Chef ein klassisch liberales Ressort besetzen zu können.

Brüderle hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er gerne Wirtschaftsminister geblieben wäre. In seine neue Funktion als Fraktionschef fand er sich aber schnell ein.

Von Vorteil war dabei stets sein gutes Verhältnis zu Unions-Fraktionschef Volker Kauder und CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt. Rösler ist hingegen nicht Mitglied des Bundestags.

Mit dem Entwurf eines mitfühlenden Liberalismus der einstigen jungen Troika um Rösler, dem heutigen NRW-Landeschef Christian Lindner und Gesundheitsminister Daniel Bahr tat sich Brüderle immer schwer, tat ihn gar mal als „Säusel-Liberalismus” ab. Brüderle fürchtete eine Verwässerung des liberalen Gleichklangs von Wirtschaft, Bildung und Bürgerrechten.

Das schwierige Verhältnis der beiden wird auch dadurch sichtbar, dass Brüderle den Vorsitzenden Rösler in Interviews bislang meistens nicht erwähnte.

Seit einigen Wochen ist das anders. Beide bekunden zu jeder Gelegenheit ihren Willen zum Team-Play und verweisen auf die gemeinsamen Überzeugungen. Rösler lobte Brüderle in seiner Rede gar als „Kämpfernatur”.

► Wie soll die Aufgabenverteilung funktionieren?

Brüderle soll als Spitzenmann „Gesicht und Kopf” der Liberalen im Wahlkampf sein. Sich selbst sieht er als „Sturmspitze”.

„Meine Aufgabe ist es, Tore zu machen.” Rösler sei der Kapitän und damit für die Organisation und den Mannschaftsaufbau zuständig. Auch Rösler definiert seine Rolle so. Brüderle werde dagegen für die Liberalen „ein Tor nach dem anderen schießen”.

Ausgemacht ist bereits, dass Brüderle bei den meisten Wahlkampfkundgebungen auftreten wird. Auch die TV-Duelle und Sommerinterviews soll er bestreiten.

Beide Politiker setzen darauf, dass sie unterschiedliche Wählerschichten ansprechen und so eine große Bandbreite der Bevölkerung abdecken können.

Rösler etwa steht für die junge, internetaffine Generation, auch für junge Familien. Brüderle verkörpert dagegen seit jeher den Mann des Mittelstands, des Handwerks und der Kleinunternehmer. Die Sexismus-Vorwürfe haben Brüderles öffentliches Ansehen allerdings geschwächt.

► Wird der Friede in der Partei halten?

Es spricht viel dafür, dass der Frieden zwischen Rösler und Brüderle halten wird.

Schon in den vergangenen Wochen gab es intern keine Reibereien mehr. Die beiden wissen, dass die FDP deutlich zulegen muss und sie sich dafür zusammenraufen müssen. Auch die Partei insgesamt ist zur Geschlossenheit verdammt. Eine weitere Selbstbeschäftigung würde ihr schaden. Die Sexismus-Vorwürfe gegen Brüderle haben die Reihen zusätzlich geschlossen.

Auf der anderen Seite könnten Liberale, die es nicht ins Präsidium schaffen, zu einer Gefahr für Geschlossenheit werden. Doch die Partei würde es ihnen wohl kaum durchgehen lassen, wenn sie in der heißen Wahlkampfphase aus dem Ruder laufen würden.

Auch die Wahl von NRW-Landeschef Christian Lindner zum ersten Stellvertreter ist zunächst keine Gefahr für Rösler.

Der 34-Jährige gilt als Hoffnungsträger für die Ära nach Rösler. Das Verhältnis zwischen beiden ist angeknackst, seit Lindner sein Amt als Generalsekretär 2011 niederlegte. Lindner hat bekundet, dass er sich ins Team einfügen und gute Vorlagen liefern möchte.
 
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