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Bosch will familienfreundlich sein

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RoterTeufel

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Flexiblere Regelungen der Arbeitszeiten
Bosch will familienfreundlich sein


Stuttgart - Sandra Sabot ist ihr Beruf wichtig. Darum wollte die 36-Jährige nach der Geburt ihres Sohnes so bald wie möglich wieder zurück an ihren Arbeitsplatz. Das war vor zwei Jahren. Heute arbeitet Sandra Sabot in Teilzeit bei dem Stuttgarter Technologiekonzern Bosch. Und zwar als Abteilungsleiterin. Frauen wie Sandra Sabot soll es im Unternehmen künftig immer mehr geben. Das Unternehmen will eine familienfreundliche Arbeitskultur ausbauen. „Bosch erleichtert seinen Mitarbeitern die flexible Gestaltung von Arbeitszeit und -ort durch neue Unternehmensleitlinien“, sagt ein Sprecher.

Laut Betriebsrat klafft jedoch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Er fordert eine verbindliche Betriebsvereinbarung statt einer reinen Selbstverpflichtung.

„Ich bin drei Monate nach der Entbindung meines Sohnes auf meinen Posten als Gruppenleiterin zurückgekehrt“, sagt Sandra Sabot. „Zunächst habe ich 75 Prozent gearbeitet, dann habe ich auf 80 Prozent aufgestockt.“ Für ihre Abteilung sei das Konstrukt von Vorteil: „Meine Mitarbeiter schätzen es, dass bei uns keine Anwesenheitskultur gelebt wird“, sagt sie. „Für mich zählen Ergebnisse und nicht, wer abends am längsten am Schreibtisch sitzt.“

Genau darum geht es dem Unternehmen in seiner neuen Arbeitskultur: Bosch will Ergebnisse anstelle der Präsenz am Arbeitsplatz in den Mittelpunkt stellen, heißt es in den Leitlinien.

Um familiäre und betriebliche Bedürfnisse stärker in Einklang miteinander zu bringen, will das Unternehmen mobiles Arbeiten sowie Teilzeitmodelle fördern und Familienzeiten gewähren, wenn ein Kind krank ist oder Eltern pflegebedürftig sind.

Neue Leitlinien mit Charakter einer Selbstverpflichtung

Das Unternehmen will seine Mitarbeiter ermuntern, derartige Angebote auch anzunehmen. Darum können sich die Beschäftigten seit Ende 2012 Zeit mit der Familie als Karrierebaustein anrechnen lassen, um die nächste Hierarchiestufe zu erreichen. Auf diese Weise wird Elternzeit zum Beispiel Auslandsaufenthalten von Managern gleichgesetzt. Bosch wolle „familiäre Verpflichtungen genauso wertschätzen wie das berufliche Engagement“, sagt Bosch-Arbeitsdirektor Christoph Kübel.

Bereits heute biete Bosch seinen Beschäftigten über 100 Arbeitszeitmodelle von Jobsharing über Teilzeit in unterschiedlicher Stundenzahl bis hin zum Arbeiten von zu Hause, teilt das Unternehmen mit. Die neuen Leitlinien seien gemeinsam mit Führungskräften, Mitarbeitern und Arbeitnehmervertretern entwickelt worden. „Ich wüsste nicht, welche 100 Arbeitszeitmodelle das sein sollten“, sagt Alfred ­Löckle, Gesamtbetriebsratschef bei Bosch.

„Dass die Leitlinien zusammen mit dem Betriebsrat entwickelt worden sind, ist schlicht nicht wahr.“ Löckle ärgert sich darüber, dass statt der Leitlinien keine Konzernbetriebsvereinbarung ausgearbeitet worden ist. Die neuen Leitlinien haben den Charakter einer Selbstverpflichtung. Ein Rechtsanspruch auf flexiblere Arbeitszeiten lässt sich für die Mitarbeiter daraus nicht ableiten. „Alles liegt im Ermessen der Vorgesetzten“, sagt Betriebsrat Löckle. Manche Mitarbeiter sehen bei der Familienfreundlichkeit des Unternehmens laut Löckle eine Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Einsatz für mehr Familienfreundlichkeit im Trend

Laut Mitarbeiterkreisen gibt es Väter, die länger als zwei Monate Elternzeit machen wollten, aber nicht die Erlaubnis des Chefs erhalten haben. Andere dürfen offenbar zwar Familienzeit machen, danach aber nicht mehr auf ihren alten Posten zurück. Manche Chefs sagen: „Klar sind flexible Arbeitszeiten möglich, aber nicht bei mir.“

„Es wenden sich immer wieder Mitarbeiter an uns, die gern mehr Zeit für die Familie aufwenden würden, aber nicht dürfen“, sagt Löckle. „Man darf hier jedoch nicht den Vorgesetzten die Schuld in die Schuhe schieben, denn sie stehen in der Ergebnisverantwortung und befinden sich unter großem wirtschaftlichem Druck.“

Der Einsatz für mehr Familienfreundlichkeit liegt im Trend. Die meisten Konzerne in Deutschland haben inzwischen Programme aufgelegt, um Mitarbeiter und ihre Familien zu unterstützen. Angebote für Kinderbetreuung werden ausgebaut, flexible Arbeitszeitmodelle gefördert.

Auch der Stuttgarter Autobauer Daimler bietet seinen Mitarbeitern unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten für den Arbeitsalltag. Es gibt Teilzeitmodelle, bei denen die Arbeitszeit auf einen bis fünf Tage verteilt werden kann. Dabei kann auch die tägliche Stundenzahl variieren. Teilzeitkräfte haben zudem die Möglichkeit, sich einen Arbeitsplatz zu teilen. Der Ditzinger Werkzeugmaschinenbauer Trumpf hat bereits 2011 ein umfassendes Arbeitszeitenmodell vorgestellt, nach dem die Mitarbeiter alle zwei Jahre wählen dürfen, ob sie ihre wöchentliche Arbeitszeit erhöhen oder verringern.

Am Dienstag lädt Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) Firmen und Verbände zum Familiengipfel nach Bonn, um über das Thema zu diskutieren.
 
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