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"Der Hölle entkommen"

Roter.Teufel

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"Der Hölle entkommen"


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Im Alter von 18 Jahren wurde Marcel Goniva in die Uniform der deutschen Wehrmacht gezwungen und an die Ostfront verlegt.

„Am nationalen Gedenktag erinnere ich mich daran, dass ich einer derjenigen war, die das Glück hatten, der Hölle des Krieges zu entkommen“, sagt Marcel Goniva, Jahrgang 1926. Er gehörte zu den 11.160 luxemburgischen Zwangsrekrutierten, die während der Kriegsjahre zum Dienst in der Wehrmacht gezwungen wurden. Ein Viertel dieser Eingezogenen sollte den Krieg nicht überleben.

Am Samstag, dem Tag vor dem offiziellen Gedenktag will der 94-Jährige seinen Rasen mähen, „wenn das Wetter es zulässt“, sagt er. Er will auch Rosen am Grab seiner Frau niederlegen. „Am Montag gehe ich dann in den Dikkricher Kolléisch und erzähle den Schülern meine Geschichte.“

Im Dezember 1944 wurde Marcel Goniva 18 Jahre alt. Die Armeen, die damals an der Ostfront kämpften, brauchten ständig neues Menschenmaterial. „Wir sollten als Kanonenfutter dienen“, bekräftigt er.

Von RAD in die Wehrmacht

Nach einer kurzen Zeit im Reichsarbeitsdienst kam er in eine Kaserne nach Dänemark und wurde dort zum Panzergrenadier ausgebildet. Die Luxemburger mussten dabei die Uniform der verhassten deutschen Wehrmacht tragen. „Die Ausbilder sorgten dafür, dass der preußische Drill nicht zu kurz kam“, erinnert er sich.

Im Januar 1945 hieß es dann „Ab an die Ostfront!“ Zusammen mit zwei weiteren Luxemburgern musste Marcel Goniva das schwere Maschinengewehr MG-42 bedienen. Zu dem Zeitpunkt war das Großherzogtum schon befreit, der Krieg sollte nur noch fünf Monate dauern. „Die Spatzen pfiffen es von den Dächern: Der Krieg für die Nazimörder-Gmbh war längst verloren“, betont Marcel Goniva.

Mit 18 an der Ostfront

Was er erlebte, war der Rückzug der deutschen Wehrmacht und das Vorrücken der Sowjetarmee bis vor die Tore von Berlin. Seine Einheit geriet in den fünf Monaten mehrmals unter feindliches Feuer. „Wenn man unter Artilleriefeuer gerät, würde man sich am liebsten mit den Händen in eine Betonmauer eingraben“, erklärt der Zwangsrekrutierte. „Das Heulen der Granaten, das Zischen der umherfliegenden Splitter und den Geruch des Pulverdampfes, vergesse ich nie.“

Als seine MG-Stellung in den Dünen der Ostsee eingekesselt wurde, erlebte Marcel Goniva Angriffe von berittenen Kosakeneinheiten. „Ihre Panzer schafften es nicht durch den Sand, daher die Kavallerie.“ Er erinnert sich auch an den Hunger: „Nachts schlichen wir uns an die toten Pferde heran und kochten später deren Fleisch in Wassereimern.“

Wenn die Geschütze der deutschen Kriegsmarine den Kessel von Kahlberg nicht freigesprengt hätten, Marcel Goniva wüsste nicht, was aus ihm geworden wäre. „Immer wieder mussten wir uns zurückziehen und wurden neu aufgestellt“, erklärt er. Die Verluste auf beiden Seiten waren groß. Von den drei luxemburgischen MG-Schützen sollte einer das Ende des Krieges nicht erleben, ein weiterer wurde verwundet, erblindete und landete in der gefürchteten russischen Gefangenschaft.

Kette von glücklichen Zufällen

Der Weltkriegsveteran schiebt es einer Kette von glücklichen Zufällen zu, dass er den Krieg überlebte. „Mehrmals bin ich dem Tod von der Schippe gesprungen“, sagt er. 3.510 der zwangsrekrutierten Luxemburger haben sich dem Wehrdienst entzogen. Das konnte Marcel Goniva nicht. „Mein älterer Bruder wurde vor mir eingezogen“, erklärt er.

Eines Tages kam Post von der Front. „Man teilte uns mit, dass Robert gefallen sei.“ Für die Familie brach eine Welt zusammen. „Zwei Tage vor der Begräbniszeremonie erhielten wir wieder Post.“ Es war der Bruder, der aus dem Lazarett schrieb und seinen Genesungsurlaub in der Heimat ankündigte. Die Erleichterung war groß. Sein Bruder fasste den Entschluss, nicht mehr zurück an die Front zu kehren. „Er setzte sich in nach Frankreich ab.“ Danach gab es von ihm vorerst kein Lebenszeichen mehr.

Als der Amtsbürgermeister wutentbrannt bei der Familie Goniva auftauchte und „Wo ist ihr Sohn?“ schnauzte, hinterließ dies einen bleibenden Eindruck beim jüngeren Marcel. Der Amtsbürgermeister zeigte auf ihn und drohte: „Wenn dieser auch desertiert, werden sie sofort umgesiedelt.“ Marcel Goniva fasste den Entschluss, sich einer Einberufung in die Wehrmacht nicht zu widersetzen. „Mir blieb keine Wahl. Ich tat es für meine Eltern“, sagt er.
Allein an der Ostfront

Marcel sollte an der Front das gleiche Schicksal erleiden, wie sein Bruder. Er wurde verwundet. „Uns war es gelungen, die Russen aus dem Bahnhof von Köpenik zu vertreiben“, erklärt er. Doch später am Abend wurde deutlich, dass ein russischer Angriff kurz bevorstand.

Als es am darauffolgenden Tag hell wurde, befahl der deutsche Kommandant den Rückzug. „Eines von unseren zwei Panzerfahrzeugen funktionierte nicht. Ich musste beide Fahrzeuge mit einem Stahlseil verbinden.“ In dem Moment sah Marcel Goniva eine blaue Explosionsflamme und konnte in seinen Augenwinkeln einen russischen Soldaten erkennen, der auf die Seite fiel.

„Er hatte eine Granate auf uns geworfen“, erinnerte er sich. „Das war am 23. April 1945.“ Marcel Goniva wurde in ein Lazarett auf Tempelhof gebracht und brach mit einem Lazarettzug in Richtung Westen auf. Über Umwege kehrte er etwas später in das befreite Luxemburg zurück und traf dort auf seinen Bruder.

Marcel Goniva erinnert sich bis heute an das Gefühl, das ihn überkam, als er die Lichter seines Zuhauses erblickte und kurze Zeit später seinen Eltern in die Arme fiel. So ein Glücksgefühl habe er seither nicht mehr erlebt. „Ich war wieder zu Hause.“

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