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- Out 5, 2021
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Selenskyj forderte „dramatischen Gegenschlag“
Mehr als 6000 Quadratkilometer und Dutzende Dörfer, Orte und Kleinstädte befreit; Szenen des Jubels, als die befreite Bevölkerung den Soldaten um den Hals fällt; Flaggen werden gewechselt an ikonischen Orten: Die Welt staunt über eine der überraschendsten und erfolgreichsten Gegenoffensiven der jüngeren Militärgeschichte.
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Nahe der Großstadt Charkiw hatten die ukrainischen Streitkräfte die Frontlinie durchbrochen, was zu einer fast panischen Flucht der russischen Invasoren führte.
Seit dem Scheitern der Eroberung der Hauptstadt Kiew zu Kriegsbeginn im Februar ist die Charkiw-Offensive der größte Rückschlag für Kriegsherrn Wladimir Putin (69). Im schlimmsten Waffengang in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ist nun plötzlich von einem „Wendepunkt“ die Rede.
Plötzlich wirkt das zuerst Unfassbare in Greifweite: Die Ukraine, so das Signal, hat eine reelle Chance, den Krieg gegen die russische Militärmaschinerie gewinnen zu können!
Machtwort von Selenskyj
Wie kam es zu diesem spektakulären Vorstoß an der blutigen Donbass-Front?
US-Medien beschreiben mehrmonatige Planungen – die mit einem Machtwort von Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) begannen und bei der es eine weit engere Kooperation der Ukrainer mit Geheimdienstlern und Militärstrategen aus den USA und Großbritannien gegeben hatte.
Im Frühsommer äußerte Selenskyj gegenüber seinen Kriegsplanern den Wunsch nach einem „dramatischen Gegenschlag“ in dem damals mit hohen Opferzahlen für beide Armeen an der Ostflanke festgefahrenen Krieg. Er wollte damit vor allem die Moral in der Ukraine selbst heben. Und ein Signal an den Westen senden: Die Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Expertise könnte am Ende den Sieg bringen. Selenskyj wollte dem langsam kriegsmüden Europa dadurch Hoffnung machen.
Zuerst fokussierten sich die Militärplaner auf eine Großoffensive bei Cherson im Südosten des Landes: Neben der Befreiung der 280 000-Einwohner-Stadt hätte auch das von Russland eroberte Mariupol von den Besetzern abgeschnitten werden sollen, so das Kalkül. Doch rasch wurde klar: Ein groß angelegter Angriff nur dort hätte zu schmerzhaft hohen Verlusten geführt, ohne schnelle Landgewinne. Damals gab es Reports von täglich Hunderten toten Ukraine-Soldaten im zermürbenden Artillerie- und Stellungskrieg.
Vielleicht hatten sich die Ukrainer, die sich bis dahin mit strategischen Entscheidungen stets bedeckt hielten, auch deshalb dazu entschlossen, sich gegenüber amerikanischen und britischen Geheimdienstlern zu „öffnen“ und um „Rat zu fragen“, berichtet die „New York Times“.
In den Diskussionen waren auch US-Sicherheitsberater Jake Sullivan (45) und Selenskyj-Top-Berater Andriy Yermak involviert. Auf militärischer Ebene tauschten sich Generalstabschef Mark A. Milley und Top-Kommandanten innerhalb der Ukraine-Armee aus.
In Kiew kam es neben Beratungen mit den Briten auch zu täglichen Konsultationen zwischen ukrainischen Generälen und dem US-Verteidigungsattaché, Brigadegeneral Garrick Harmon. Klar war auch der Zeitdruck: Die Offensive sollte vor dem ersten Schnee kommen – vor allem auch, um Putins möglichen Erpressungsversuchen gegenüber Europa durch einen Gasstopp im Winter zuvorzukommen.
Laut den Planspielen wäre die Mission gescheitert
Die ersten Kriegsspiele für eine massive Gegenoffensive wurden am Reißbrett zuerst für Schauplätze im Süden von Ukrainern und Amerikanern durchexerziert. Das Ergebnis war stets ernüchternd. Laut den Planspielen wäre die Mission gescheitert.
Selenskyj wurde informiert. Im August konzentrierten sich die US-Geheimdienste daher auf das Abklopfen russischer Truppenstärken entlang der Front, man suchte Schwachpunkte. Festgestellt wurde auch: Moskau hatte Soldaten in den Süden verlegt, um eine – wie erwartet wurde – ukrainische Offensive dort abzuwehren.
Die Ukraine entschied sich deshalb für zwei Offensive: eine kleinere nahe Cherson im Süden, die größere bei Charkiw. Nochmals ließen Ukrainer, Amerikaner und Briten den Plan vom Computer simulieren. Am Ende gab es Übereinstimmung: Es könnte funktionieren.
Laut einem CNN-Bericht hatten die Amerikaner jedoch gewarnt, sich mit einer zu groß angelegten Offensive zu übernehmen, da Truppen an zu vielen Frontabschnitten hätten festgehalten werden können.
Es gab nur noch einen Haken: Die Ukraine-Armee ist angewiesen auf die Lieferungen hochmoderner Waffensysteme wie die des High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS). Das Erlernen des Gebrauchs der Hightech-Waffen stellte eine weitere Herausforderung dar, besonderes während des Krieges. Doch bisher zerstörten die Ukrainer mit den Raketen samt 90-Kilo-Sprengkopf mehr als 400 russische Waffendepots, oft weit hinter der Front.
Waffen im Wert von 14,5 Milliarden Dollar aus den USA
Bisher haben die USA unter Präsident Joe Biden (79) seit Kriegsbeginn Waffen im Wert von 14,5 Milliarden Dollar an die Ukraine geliefert. Gemeinsam mit den Lieferungen weiterer westlicher Alliierter können Kriegsplaner in Kiew nun weit komplexere und simultane Offensiven planen.
Der Rückzug der Russen, die oft Kriegsgerät zurückließen und mitunter zu Fuß türmten, sorgt derzeit für die meisten Schlagzeilen. Doch auch die Offensive bei Cherson läuft noch. Militärexperten bestreiten, dass es nur ein Ablenkungsmanöver war. Ein erster Erfolg dort: Die Besatzer mussten den Plan eines Plebiszits über einen Anschluss an Russland aufgrund der Kampfhandlungen streichen.
US-Offizielle liefern bereits einen Ausblick auf kommende Offensiven: Erwartet wird der Versuch, das AKW Saporischschja wieder unter Kontrolle zu bringen, russische Versorgungslinien nach Mariupol zu kappen und die Russen über den Dnipro-Fluss zurückzudrängen. Experten sind sich einig: Die entscheidenden künftigen Schlachten werden im Süden der Ukraine ausgetragen. Den Schwung haben derzeit die Ukrainer.
Bild Zeitung
Mehr als 6000 Quadratkilometer und Dutzende Dörfer, Orte und Kleinstädte befreit; Szenen des Jubels, als die befreite Bevölkerung den Soldaten um den Hals fällt; Flaggen werden gewechselt an ikonischen Orten: Die Welt staunt über eine der überraschendsten und erfolgreichsten Gegenoffensiven der jüngeren Militärgeschichte.
Auch interessant
Nahe der Großstadt Charkiw hatten die ukrainischen Streitkräfte die Frontlinie durchbrochen, was zu einer fast panischen Flucht der russischen Invasoren führte.
Seit dem Scheitern der Eroberung der Hauptstadt Kiew zu Kriegsbeginn im Februar ist die Charkiw-Offensive der größte Rückschlag für Kriegsherrn Wladimir Putin (69). Im schlimmsten Waffengang in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ist nun plötzlich von einem „Wendepunkt“ die Rede.
Plötzlich wirkt das zuerst Unfassbare in Greifweite: Die Ukraine, so das Signal, hat eine reelle Chance, den Krieg gegen die russische Militärmaschinerie gewinnen zu können!
Machtwort von Selenskyj
Wie kam es zu diesem spektakulären Vorstoß an der blutigen Donbass-Front?
US-Medien beschreiben mehrmonatige Planungen – die mit einem Machtwort von Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) begannen und bei der es eine weit engere Kooperation der Ukrainer mit Geheimdienstlern und Militärstrategen aus den USA und Großbritannien gegeben hatte.
Im Frühsommer äußerte Selenskyj gegenüber seinen Kriegsplanern den Wunsch nach einem „dramatischen Gegenschlag“ in dem damals mit hohen Opferzahlen für beide Armeen an der Ostflanke festgefahrenen Krieg. Er wollte damit vor allem die Moral in der Ukraine selbst heben. Und ein Signal an den Westen senden: Die Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Expertise könnte am Ende den Sieg bringen. Selenskyj wollte dem langsam kriegsmüden Europa dadurch Hoffnung machen.
Zuerst fokussierten sich die Militärplaner auf eine Großoffensive bei Cherson im Südosten des Landes: Neben der Befreiung der 280 000-Einwohner-Stadt hätte auch das von Russland eroberte Mariupol von den Besetzern abgeschnitten werden sollen, so das Kalkül. Doch rasch wurde klar: Ein groß angelegter Angriff nur dort hätte zu schmerzhaft hohen Verlusten geführt, ohne schnelle Landgewinne. Damals gab es Reports von täglich Hunderten toten Ukraine-Soldaten im zermürbenden Artillerie- und Stellungskrieg.
Vielleicht hatten sich die Ukrainer, die sich bis dahin mit strategischen Entscheidungen stets bedeckt hielten, auch deshalb dazu entschlossen, sich gegenüber amerikanischen und britischen Geheimdienstlern zu „öffnen“ und um „Rat zu fragen“, berichtet die „New York Times“.
In den Diskussionen waren auch US-Sicherheitsberater Jake Sullivan (45) und Selenskyj-Top-Berater Andriy Yermak involviert. Auf militärischer Ebene tauschten sich Generalstabschef Mark A. Milley und Top-Kommandanten innerhalb der Ukraine-Armee aus.
In Kiew kam es neben Beratungen mit den Briten auch zu täglichen Konsultationen zwischen ukrainischen Generälen und dem US-Verteidigungsattaché, Brigadegeneral Garrick Harmon. Klar war auch der Zeitdruck: Die Offensive sollte vor dem ersten Schnee kommen – vor allem auch, um Putins möglichen Erpressungsversuchen gegenüber Europa durch einen Gasstopp im Winter zuvorzukommen.
Laut den Planspielen wäre die Mission gescheitert
Die ersten Kriegsspiele für eine massive Gegenoffensive wurden am Reißbrett zuerst für Schauplätze im Süden von Ukrainern und Amerikanern durchexerziert. Das Ergebnis war stets ernüchternd. Laut den Planspielen wäre die Mission gescheitert.
Selenskyj wurde informiert. Im August konzentrierten sich die US-Geheimdienste daher auf das Abklopfen russischer Truppenstärken entlang der Front, man suchte Schwachpunkte. Festgestellt wurde auch: Moskau hatte Soldaten in den Süden verlegt, um eine – wie erwartet wurde – ukrainische Offensive dort abzuwehren.
Die Ukraine entschied sich deshalb für zwei Offensive: eine kleinere nahe Cherson im Süden, die größere bei Charkiw. Nochmals ließen Ukrainer, Amerikaner und Briten den Plan vom Computer simulieren. Am Ende gab es Übereinstimmung: Es könnte funktionieren.
Laut einem CNN-Bericht hatten die Amerikaner jedoch gewarnt, sich mit einer zu groß angelegten Offensive zu übernehmen, da Truppen an zu vielen Frontabschnitten hätten festgehalten werden können.
Es gab nur noch einen Haken: Die Ukraine-Armee ist angewiesen auf die Lieferungen hochmoderner Waffensysteme wie die des High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS). Das Erlernen des Gebrauchs der Hightech-Waffen stellte eine weitere Herausforderung dar, besonderes während des Krieges. Doch bisher zerstörten die Ukrainer mit den Raketen samt 90-Kilo-Sprengkopf mehr als 400 russische Waffendepots, oft weit hinter der Front.
Waffen im Wert von 14,5 Milliarden Dollar aus den USA
Bisher haben die USA unter Präsident Joe Biden (79) seit Kriegsbeginn Waffen im Wert von 14,5 Milliarden Dollar an die Ukraine geliefert. Gemeinsam mit den Lieferungen weiterer westlicher Alliierter können Kriegsplaner in Kiew nun weit komplexere und simultane Offensiven planen.
Der Rückzug der Russen, die oft Kriegsgerät zurückließen und mitunter zu Fuß türmten, sorgt derzeit für die meisten Schlagzeilen. Doch auch die Offensive bei Cherson läuft noch. Militärexperten bestreiten, dass es nur ein Ablenkungsmanöver war. Ein erster Erfolg dort: Die Besatzer mussten den Plan eines Plebiszits über einen Anschluss an Russland aufgrund der Kampfhandlungen streichen.
US-Offizielle liefern bereits einen Ausblick auf kommende Offensiven: Erwartet wird der Versuch, das AKW Saporischschja wieder unter Kontrolle zu bringen, russische Versorgungslinien nach Mariupol zu kappen und die Russen über den Dnipro-Fluss zurückzudrängen. Experten sind sich einig: Die entscheidenden künftigen Schlachten werden im Süden der Ukraine ausgetragen. Den Schwung haben derzeit die Ukrainer.
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