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- Out 5, 2021
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Vorsicht HochwasserWie Bürger sich und ihr Zuhause besser schützen können
Olivier Jeitz und Claude Meisch von der Wasserwirtschaftsverwaltung verraten, was Bürger selbst tun können, um Schäden durch Überschwemmungen zu verhindern oder zu lindern. Ein Gespräch auch über Eigenverantwortung und finanzielle Unterstützung.
Tageblatt: Welche Sofortmaßnahmen können Haus- und Wohnungsbesitzer ergreifen, um sich besser gegen plötzlich auftretende Starkregenereignisse beziehungsweise Überschwemmungen zu schützen?
Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser. Auch wenn eine solche Aussage für alle Betroffene frustrierend klingt, ist es erforderlich, nun schon die nötigen Vorsorgemaßnahmen für einen zukünftigen Ernstfall zu treffen, und dies nicht nur in den rezent betroffenen Gebieten, sondern in sämtlichen Gebieten mit einem Überschwemmungsrisiko. Daher sollte jeder Bürger auf Geoportail.lu überprüfen, ob er sich in einem Gebiet befindet mit einem erhöhten Risiko von Überschwemmungen durch Hochwasser oder Starkregen. Auch fernab von Bächen kann man in einem Starkregen-Hotspot liegen. Durch bauliche Vorkehrungen lässt sich das Risiko einer Überschwemmung deutlich reduzieren, besonders wenn das Gebäude tiefergelegene Türen oder Fenster hat. Auch der Wassereintritt in Keller durch die Kanalisation kann ein Risiko darstellen und mit einer Rückstauklappe vermieden werden. Ebenfalls sollte jeder Bürger überprüfen, ob in seiner Hausratsversicherung Schäden durch Hochwasser oder Starkregen abgedeckt sind und gegebenenfalls seinen Versicherungsagenten kontaktieren.
Welche Rolle spielen bauliche Vorkehrungen wie Rückstauklappen, mobile Schutzbarrieren (Sandsäcke) oder wasserdichte Kellerfenster – und wie wirksam sind sie wirklich?
Mobile Schutzelemente sind sehr effektiv, allerdings müssen diese rechtzeitig aufgebaut werden. Hier empfiehlt es sich, während eines Urlaubs auch auf Nachbarn oder Familienangehörige zurückgreifen zu können, um während der Abwesenheit die Schutzelemente nach einer Unwetter- oder Hochwasserwarnung aufzubauen. Es gibt jedoch auch sich selbst aufrichtende Elemente oder Maßnahmen wie wasserdichte Fenster oder wasserdichte Garagentore. Diese sind in der Regel teurer und der Wartungsaufwand ist etwas höher, aber im Notfall ist kein Aufbau nötig. Rückschlagklappen sind, wenn nicht direkt beim Bau eingebaut, im Nachhinein komplizierter nachzurüsten. Hier empfiehlt es sich unbedingt, einen Spezialisten die Arbeit machen zu lassen. Durch eine falsch eingebaute Rückschlagklappe kann man sich schnell selbst unter Wasser setzen, zum Beispiel wenn hinter der Rückschlagklappe noch Regenwasser von der Dachrinne eingeleitet wird.
Welche Gegenstände oder Installationen sollte man im Haus besonders sichern oder höher lagern, um Schäden zu vermeiden?
Man sollte durch den Keller gehen und sich fragen, was bei Überschwemmungen nass werden würde. Hier reichen auch 5 cm Wasser, um Kartonboxen aufzuweichen. Grundsätzlich sollte man emotionale Werte wie Familienfotoalben nicht im Keller lagern. Hier hören wir oft, dass es die zerstörten emotionalen Wertsachen waren, die die Leute am meisten betroffen machten. Hier empfiehlt sich eher eine Lagerung auf dem Dachboden. Dann können auch die elektrischen Geräte hochgestellt werden. Der Kühlschrank, Waschmaschine und Trockner könnten zum Beispiel einfach auf Ziegelsteinen oder einer Palette stehen. Wer einen Tank im Keller hat, sollte diesen gegen Aufschwimmen sichern und gegebenenfalls festbinden.
Inwiefern können Bürgerinnen und Bürger durch die Gestaltung ihres Gartens, etwa durch weniger Versiegelung und mehr Begrünung, aktiv dazu beitragen, Überschwemmungsrisiken zu verringern?
Versickerungsfähige oder kurzzeitig eingestaute Gärten sind zwar ein kleines, aber wichtiges Puzzle-Stück, um die Wassermaßen verzögert abzugeben und so das Überschwemmungsrisiko generell abzumindern. In Neubaugebieten sind Regenwasserrückhaltungen zudem verpflichtend. Natürlich sind diese Maßnahmen bei den Regenmassen dieser Woche kein alleiniges Allheilmittel.
Welche Fehler werden im privaten Bereich häufig gemacht, wenn es um den Schutz vor Überschwemmungen geht?
Schutz vor Hochwasser und Starkregen ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Staat, Kommunen und Bürgern. Ein Akteur darf sich nicht zurücklehnen und die Verantwortung auf die beiden anderen schieben, sondern jeder dieser drei Akteure muss die Maßnahmen, die in seiner Hand liegen, umsetzen. Dies betrifft auch die Privatpersonen. Wir erleben immer wieder auf Bürgerversammlungen, dass die Verantwortung auf Staat und Gemeinde geschoben wird. Diese haben auch ihre Pflicht zu erfüllen, aber ebenfalls die Bürger sind für ihren Teil der Vorsorge verantwortlich. Nur wenn dieses Verständnis vorhanden ist, auch wenn es für Betroffene oft schwer nachvollziehbar ist, kann der maximale Schutz gewährleistet sein.
Welche Unterstützung können Bürger konkret von Gemeinden oder staatlichen Stellen erwarten – etwa bei Beratung oder finanziellen Hilfen für präventive Maßnahmen?
In vielen Gemeinden setzen wir Starkregen- und Hochwasservorsorgekonzepte um. Hier werden die lokalen Gegebenheiten im Hinblick auf die Überschwemmungsgefahr untersucht, Defizite analysiert und daraufhin Maßnahmen vorgeschlagen. Diese Konzepte werden von der Gemeinde vorfinanziert und vom Wasserfonds zu 100 Prozent gefördert. Teil dieser Konzepte sind oft auch Objektschutzberatungen. Wenn eine Gemeinde die Objektschutzberatung vorsieht, kann jeder Bürger sein Haus kostenlos auf Hochwasser und Starkregen evaluieren lassen und Maßnahmenempfehlungen in einem Gebäudedossier erhalten. Danach bekommt er dann eine To-do-Liste, wie er sich selbst schützen kann. Schutzelemente an den vier Wänden der Gebäude werden auch zu 75 Prozent bis zu einem Deckelbetrag von 20.000 Euro für Bürger, 40.000 Euro für Mehrfamilienhäuser und 75.000 Euro für Betriebe vom Wasserfonds („Fonds pour la gestion de l’eau“) gefördert. Rückschlagklappen können nicht gefördert werden, da diese in vielen Gemeinden im Rahmen des Kanalreglements sowieso verpflichtend sind für diejenigen, die sich für den Bau eines Kellers entscheiden.
Wie lässt sich das Bewusstsein in der Bevölkerung für Eigenverantwortung im Hochwasserschutz stärken, ohne dass man die Verantwortung von Staat und Gemeinden ausblendet?
Wir versuchen in Informationsveranstaltungen in den Gemeinden der Bevölkerung das Hochwasserrisikomanagement und die Überschwemmungsvorsorge näherzubringen. In vielen Situationen können wir so in Fragerunden die Zusammenhänge erklären und hoffen so ein Verständnis für die kommenden Jahre herzustellen. Durch den Klimawandel werden sich solche Ereignisse leider in einer höheren Häufigkeit wiederholen. Auch wenn Staat und Gemeinden ihre Maßnahmen umsetzen, wird es keinen hundertprozentigen Schutz geben können. Um dieses Restrisiko noch mal deutlich zu reduzieren, sind dann die Bürger in der Verantwortung.
Tageblatt

Olivier Jeitz und Claude Meisch von der Wasserwirtschaftsverwaltung verraten, was Bürger selbst tun können, um Schäden durch Überschwemmungen zu verhindern oder zu lindern. Ein Gespräch auch über Eigenverantwortung und finanzielle Unterstützung.
Tageblatt: Welche Sofortmaßnahmen können Haus- und Wohnungsbesitzer ergreifen, um sich besser gegen plötzlich auftretende Starkregenereignisse beziehungsweise Überschwemmungen zu schützen?
Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser. Auch wenn eine solche Aussage für alle Betroffene frustrierend klingt, ist es erforderlich, nun schon die nötigen Vorsorgemaßnahmen für einen zukünftigen Ernstfall zu treffen, und dies nicht nur in den rezent betroffenen Gebieten, sondern in sämtlichen Gebieten mit einem Überschwemmungsrisiko. Daher sollte jeder Bürger auf Geoportail.lu überprüfen, ob er sich in einem Gebiet befindet mit einem erhöhten Risiko von Überschwemmungen durch Hochwasser oder Starkregen. Auch fernab von Bächen kann man in einem Starkregen-Hotspot liegen. Durch bauliche Vorkehrungen lässt sich das Risiko einer Überschwemmung deutlich reduzieren, besonders wenn das Gebäude tiefergelegene Türen oder Fenster hat. Auch der Wassereintritt in Keller durch die Kanalisation kann ein Risiko darstellen und mit einer Rückstauklappe vermieden werden. Ebenfalls sollte jeder Bürger überprüfen, ob in seiner Hausratsversicherung Schäden durch Hochwasser oder Starkregen abgedeckt sind und gegebenenfalls seinen Versicherungsagenten kontaktieren.
Welche Rolle spielen bauliche Vorkehrungen wie Rückstauklappen, mobile Schutzbarrieren (Sandsäcke) oder wasserdichte Kellerfenster – und wie wirksam sind sie wirklich?
Mobile Schutzelemente sind sehr effektiv, allerdings müssen diese rechtzeitig aufgebaut werden. Hier empfiehlt es sich, während eines Urlaubs auch auf Nachbarn oder Familienangehörige zurückgreifen zu können, um während der Abwesenheit die Schutzelemente nach einer Unwetter- oder Hochwasserwarnung aufzubauen. Es gibt jedoch auch sich selbst aufrichtende Elemente oder Maßnahmen wie wasserdichte Fenster oder wasserdichte Garagentore. Diese sind in der Regel teurer und der Wartungsaufwand ist etwas höher, aber im Notfall ist kein Aufbau nötig. Rückschlagklappen sind, wenn nicht direkt beim Bau eingebaut, im Nachhinein komplizierter nachzurüsten. Hier empfiehlt es sich unbedingt, einen Spezialisten die Arbeit machen zu lassen. Durch eine falsch eingebaute Rückschlagklappe kann man sich schnell selbst unter Wasser setzen, zum Beispiel wenn hinter der Rückschlagklappe noch Regenwasser von der Dachrinne eingeleitet wird.
Welche Gegenstände oder Installationen sollte man im Haus besonders sichern oder höher lagern, um Schäden zu vermeiden?
Man sollte durch den Keller gehen und sich fragen, was bei Überschwemmungen nass werden würde. Hier reichen auch 5 cm Wasser, um Kartonboxen aufzuweichen. Grundsätzlich sollte man emotionale Werte wie Familienfotoalben nicht im Keller lagern. Hier hören wir oft, dass es die zerstörten emotionalen Wertsachen waren, die die Leute am meisten betroffen machten. Hier empfiehlt sich eher eine Lagerung auf dem Dachboden. Dann können auch die elektrischen Geräte hochgestellt werden. Der Kühlschrank, Waschmaschine und Trockner könnten zum Beispiel einfach auf Ziegelsteinen oder einer Palette stehen. Wer einen Tank im Keller hat, sollte diesen gegen Aufschwimmen sichern und gegebenenfalls festbinden.
Inwiefern können Bürgerinnen und Bürger durch die Gestaltung ihres Gartens, etwa durch weniger Versiegelung und mehr Begrünung, aktiv dazu beitragen, Überschwemmungsrisiken zu verringern?
Versickerungsfähige oder kurzzeitig eingestaute Gärten sind zwar ein kleines, aber wichtiges Puzzle-Stück, um die Wassermaßen verzögert abzugeben und so das Überschwemmungsrisiko generell abzumindern. In Neubaugebieten sind Regenwasserrückhaltungen zudem verpflichtend. Natürlich sind diese Maßnahmen bei den Regenmassen dieser Woche kein alleiniges Allheilmittel.
Welche Fehler werden im privaten Bereich häufig gemacht, wenn es um den Schutz vor Überschwemmungen geht?
Schutz vor Hochwasser und Starkregen ist eine gemeinschaftliche Aufgabe von Staat, Kommunen und Bürgern. Ein Akteur darf sich nicht zurücklehnen und die Verantwortung auf die beiden anderen schieben, sondern jeder dieser drei Akteure muss die Maßnahmen, die in seiner Hand liegen, umsetzen. Dies betrifft auch die Privatpersonen. Wir erleben immer wieder auf Bürgerversammlungen, dass die Verantwortung auf Staat und Gemeinde geschoben wird. Diese haben auch ihre Pflicht zu erfüllen, aber ebenfalls die Bürger sind für ihren Teil der Vorsorge verantwortlich. Nur wenn dieses Verständnis vorhanden ist, auch wenn es für Betroffene oft schwer nachvollziehbar ist, kann der maximale Schutz gewährleistet sein.
Welche Unterstützung können Bürger konkret von Gemeinden oder staatlichen Stellen erwarten – etwa bei Beratung oder finanziellen Hilfen für präventive Maßnahmen?
In vielen Gemeinden setzen wir Starkregen- und Hochwasservorsorgekonzepte um. Hier werden die lokalen Gegebenheiten im Hinblick auf die Überschwemmungsgefahr untersucht, Defizite analysiert und daraufhin Maßnahmen vorgeschlagen. Diese Konzepte werden von der Gemeinde vorfinanziert und vom Wasserfonds zu 100 Prozent gefördert. Teil dieser Konzepte sind oft auch Objektschutzberatungen. Wenn eine Gemeinde die Objektschutzberatung vorsieht, kann jeder Bürger sein Haus kostenlos auf Hochwasser und Starkregen evaluieren lassen und Maßnahmenempfehlungen in einem Gebäudedossier erhalten. Danach bekommt er dann eine To-do-Liste, wie er sich selbst schützen kann. Schutzelemente an den vier Wänden der Gebäude werden auch zu 75 Prozent bis zu einem Deckelbetrag von 20.000 Euro für Bürger, 40.000 Euro für Mehrfamilienhäuser und 75.000 Euro für Betriebe vom Wasserfonds („Fonds pour la gestion de l’eau“) gefördert. Rückschlagklappen können nicht gefördert werden, da diese in vielen Gemeinden im Rahmen des Kanalreglements sowieso verpflichtend sind für diejenigen, die sich für den Bau eines Kellers entscheiden.
Wie lässt sich das Bewusstsein in der Bevölkerung für Eigenverantwortung im Hochwasserschutz stärken, ohne dass man die Verantwortung von Staat und Gemeinden ausblendet?
Wir versuchen in Informationsveranstaltungen in den Gemeinden der Bevölkerung das Hochwasserrisikomanagement und die Überschwemmungsvorsorge näherzubringen. In vielen Situationen können wir so in Fragerunden die Zusammenhänge erklären und hoffen so ein Verständnis für die kommenden Jahre herzustellen. Durch den Klimawandel werden sich solche Ereignisse leider in einer höheren Häufigkeit wiederholen. Auch wenn Staat und Gemeinden ihre Maßnahmen umsetzen, wird es keinen hundertprozentigen Schutz geben können. Um dieses Restrisiko noch mal deutlich zu reduzieren, sind dann die Bürger in der Verantwortung.
Tageblatt